Mord ist ihre Leidenschaft by J. D. Robb

Mord ist ihre Leidenschaft by J. D. Robb

Autor:J. D. Robb
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Eve Dallas 6
veröffentlicht: 2011-12-25T23:00:00+00:00


12

Eve lief im Empfangsbereich von Miras Praxis hin und her. Was zum Teufel trieben die beiden so lange, fragte sie sich und sah erneut auf ihre Uhr. Es war beinahe halb eins. Summerset wurde seit nunmehr fast neunzig Minuten getestet, und um eins erwartete Commander Whitney Eves ausführlichen Rapport.

Sie brauchte die Ergebnisse der von Mira durchgeführten Untersuchung.

Um sich die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, probte sie die mündliche Erläuterung zu ihrem schriftlichen Bericht. Die Worte, die sie am geschicktesten wählte, den Ton, in dem sie spräche. Sie fühlte sich wie eine zweitklassige Mimin, die ihren Text schnell noch mal hinter der Bühne runterrasselte, und dabei unter fürchterlichem Lampenfieber litt.

Als die Tür endlich aufging, stürzte sie sich wie ein Adler auf den armen Butler. »Und, wie war’s?«

Seine Augen waren kalt und dunkel, sein bleiches Gesicht völlig reglos und sein Mund ein grimmig schmaler Strich. Die durchlittene Erniedrigung bildete in seinem Magen fettigen, Übelkeit erregenden Saft. »Ich habe Ihren Befehl befolgt, Lieutenant, und die verlangte Begutachtung über mich ergehen lassen. Ich habe meine Privatsphäre und meine Würde geopfert und hoffe, jetzt sind Sie zufrieden.«

Er stakste an ihr vorbei und verschwand, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, nach draußen.

»Blödmann«, murmelte Eve und marschierte in Miras Büro.

Lächelnd nippte die Psychologin an einer Tasse Tee. Natürlich hatte sie Summersets verbitterte Bemerkung durch die offene Tür gehört. »Er ist ein komplizierter Mensch.«

»Er ist ein Arschloch, aber das ist nicht weiter von Bedeutung. Können Sie mir eine kurze Zusammenfassung geben?«

»Es wird ein wenig dauern, bis ich sämtliche Tests ausgewertet und meinen Bericht geschrieben haben werde.«

»In zwanzig Minuten muss ich zu Whitney. Ich nehme alles, was Sie mir bieten können.«

»Dann sage ich Ihnen also meine vorläufige Meinung.« Mira schenkte eine zweite Tasse Tee ein und bedeutete Eve, sich zu setzen. »Er hat nur wenig Achtung vor dem Gesetz, doch jede Menge Respekt vor Recht und Ordnung.«

Eve nahm den Tee, ohne davon zu trinken. »Und das heißt?«

»Er fühlt sich am wohlsten, wenn die Dinge ihren geregelten Gang gehen, und ist beinahe besessen von dem Wunsch, dafür zu sorgen, dass das auch geschieht. Die Gesetze, die von der Gesellschaft gemachten Gesetze, bedeuten ihm, da sie variabel, oft schlecht durchdacht und noch öfter in ihrer Anwendung erfolglos sind, sehr wenig. Auch Ästhetik ist ihm – sowohl in seiner Umgebung als auch bezüglich seiner eigenen Erscheinung – äußerst wichtig, weil er die der Schönheit innewohnende Ordnung schätzt. Er ist ein Gewohnheitsmensch, steht immer um dieselbe Uhrzeit auf, geht immer um dieselbe Uhrzeit schlafen. Seine Pflichten sind klar umrissen und werden stets zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Selbst seine Freizeit ist genauestens durchorganisiert.«

»Kurzum – er ist ein langweiliger Spießer. Das war mir bereits bekannt.«

»Er bewältigt das Grauen, das er während der innerstädtischen Revolten miterleben musste, die Armut und Verzweiflung der früheren Jahre und den Verlust seines einzigen Kindes, indem er ein gewisses akzeptables Lebensmuster für sich entwirft und sich genauestens daran hält. Unwissenschaftlich gesprochen ist er tatsächlich ein langweiliger Spießer. Aber egal wie rigide er ist und wie sehr er die Nase rümpft



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